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Im Laufe seiner sechs Jahrzehnte umspannenden Karriere hat sich Robert De Niro als einer der größten Charakterdarsteller der Filmgeschichte hervorgetan. Obwohl dem 1943 geborenen New Yorker die Rolle des abgebrühten Verbrechers wie auf den Leib geschneidert scheint, hat er sich auch in anderer Kapazität immer wieder erfolgreich bewiesen. Grund genug, einen genaueren Blick auf Zwanzig seiner besten Streifen zu werfen!
Inhaltsverzeichnis
1. Der Pate – Teil II
Als Don Vito Corleone unter der Regie von Francis Ford Coppola; im Original „The Godfather, Part II“ (1974)
Marlon Brandos Darstellung des Don Vito Corleone ist weit über die Filmwelt hinaus bekannt und tausendfach parodiert worden. Entsprechend große Fußstapfen füllte der damals noch im Frühling seiner Karriere stehende Robert De Niro aus, als er die Rolle des Familienoberhaupts in dessen jungen Jahren übernahm: Während sich ein beträchtlicher Teil des gefeierten Sequels um Michael Corleones (Al Pacino) neue Position im Machtgefüge dreht, folgen Flashbacks seinem inzwischen verstorbenen Vater bei seinem von Rachegelüsten begleiteten Aufstieg an die Spitze des organisierten Verbrechens. Geehrt wurde De Niros Leistung mit einem Oscar für den Besten Nebendarsteller!
2. Kap der Angst
Als Max Cady unter der Regie von Martin Scorsese; im Original „Cape Fear“ (1991)
Im Laufe dieser Liste dürfte deutlich werden, dass Robert De Niro eine Vorliebe für Figuren hegt, die sich in einer moralischen Grauzone befinden – und selbst das ist bisweilen schon eine sehr wohlwollende Auslegung! Denkbar wenig Raum zur Interpretation lässt hingegen sein selbstgerechter, rachsüchtiger Max Cady: Nach Jahren im Gefängnis sucht der Vergewaltiger seinen damaligen Strafverteidiger (Nick Nolte) heim, dem er eine Mitschuld an seiner strengen Verurteilung gibt.
Für seine furchterregende Performance in diesem Remake von „Ein Köder für die Bestie“ (1962) wurde De Niro sowohl für einen Oscar als auch einen Golden Globe nominiert.
3. Heat
Als Neil McCauley unter der Regie von Michael Mann (1995)
Obwohl sie beide tragende Rollen in „Der Pate II“ bekleideten, würden mehr als zwei Jahrzehnte ins Land ziehen, ehe Robert De Niro und Al Pacino endlich die Leinwand miteinander teilen sollten: In Michael Manns Magnum Opus geht es um eine von Neil McCauley (De Niro) angeführte Verbrecherbande, die sich mit zunehmend großer Mühe den Ermittlungen von LAPD-Lieutenant Vincent Hanna (Pacino) zu entziehen versucht. Unumstrittener Höhepunkt des Films ist ein gleichermaßen mitreißend wie nüchtern-emotionslos inszenierter Banküberfall samt ausgedehnter Schießerei, der vielen nachfolgenden Action-Regisseuren offenkundig als lehrreiches Beispiel gedient hat!
4. Casino
Als Sam „Ace“ Rothstein unter der Regie von Martin Scorsese (1995)
In den Geschichtsbüchern ist 1995 als absolutes Festjahr für Fans von De Niro vermerkt, schließlich glänzte er nicht nur unter Michael Mann: Für Dauer-Kollaborateur Martin Scorsese trat er als Sam „Ace“ Rothstein vor die Kamera, der im Las Vegas der 1970er einen der titelgebenden Spieltempel zu Ruhm und Reichtum führt – und sich bald mit den dunklen Schattenseiten dieses Erfolges konfrontiert sieht. Im Zentrum des Ensembles stehen neben dem stark aufspielenden De Niro auch Joe Pesci und die oscarnominierte Sharon Stone, die den hinterlistigen Handlanger Nicky Santoro und die verhängnisvolle Liebschaft Ginger McKenna mimen. Milieustudie trifft Mafia-Movie nach erprobter Scorsese-Manier!
5. Die durch die Hölle gehen
Als Michael Vronsky unter der Regie von Michael Cimino; im Original „The Deer Hunter“ (1978)
Einer der eindringlichsten Filme über den Vietnamkrieg verwendet nur wenig seiner dreistündigen Laufzeit auf die Darstellung des übergeordneten Konflikts. Nachdem Zuschauer die drei Freunde Michael (De Niro), Nick (Christopher Walken) und Steven (John Savage) zunächst im sorglosen Umfeld von Freunden und Familie kennenlernen, müssen sie anschließend ihre entwürdigende Folter durch Vietcong-Soldaten bezeugen. Die Zeit in grausamer Gefangenschaft prägt nicht nur die Männer selbst nachhaltig.
Ein ikonisches Bild des mit fünf Oscars ausgezeichneten Streifens zeigt den ausgezerrten Michael mit einem Pistolenlauf an der Schläfe: Von Aufsehern werden er und seine Mitinsassen zum Russisch Roulette gezwungen.
6. Wie ein wilder Stier
Als Jake LaMotta unter der Regie von Martin Scorsese; im Original „Raging Bull“ (1980)
Man lehnt sich unter Filmfreunden gewiss nicht weit aus dem Fenster, wenn man „Raging Bull“ als De Niros darstellerische Sternstunde hervorhebt. Die Boxer-Biographie lässt ihn förmlich zum berüchtigten Jake LaMotta werden und erzählt eine klassische Geschichte von Aufstieg und Niedergang – beide weitgehend selbstverschuldet. Dabei wird er den Ansprüchen der Rolle nicht nur durch die nötigen physischen Verwandlungen gerecht: LaMottas explosive Art war keineswegs auf den Ring beschränkt, wodurch sich De Niro eine herrlich breite Ausdruckspalette bietet. Er macht mustergültig von ihr Gebrauch und ruft teils widersprüchlichste Emotionen beim Zuschauer hervor, um einen entsprechend vielschichtigen Menschen zu verewigen!
7. The Untouchables – Die Unbestechlichen
Als Al Capone unter der Regie von Brian De Palma (1987)
Angesichts seiner Affinität für Gangsterfilme dürfte es kaum verwundern, dass Robert De Niro auch den erfolgreichsten und bekanntesten Verbrecher der Prohibitionszeit bereits auf die Leinwand gebracht hat: Der von ihm verkörperte Al Capone wird in diesem auf wahren Ereignissen beruhende Kriminalfilm von einem Quartett um die Gesetzeshüter Eliot Ness (Kevin Costner) und Jim Malone (Sean Connery) bekämpft. Als arroganter Antagonist reist er seine Szenen mühelos an sich – mit einem Academy Award wurde dennoch Connery prämiert, obwohl die Qualität seines irisch-amerikanischen Akzents bis heute belächelt wird.
8. Taxi Driver
Als Travis Bickle unter der Regie von Martin Scorsese (1976)
Travis Bickle ist ein deprimierter Mann, der seine chronische Schlaflosigkeit für einen nächtlichen Job als Taxifahrer nutzt. Dabei wird sein Eindruck einer durch und durch verdorbenen Metropole nur bestärkt – unter anderem durch die offensichtlich in einer misslichen Lage gefangene, minderjährige Prostituierte Iris (Jodie Foster). Auf der Suche nach einer sinnstiftenden Aufgabe in seinem Leben beschließt Travis, das vermeintliche Recht selbst in die Hand zu nehmen… ob Travis nun Held oder Anti-Held ist, wird bis heute heiß diskutiert. Sicher ist hingegen, dass es sich bei „You talking to me?“ um die bekannteste Zeile einer langen Karriere handelt!
9. Silver Linings
Als Patrizio Solitano Sr. unter der Regie von David O. Russell; im Original „Silver Linings Playbook“ (2013)
Trotz etwas geringerer Hit-Dichte schindet Robert De Niro im neuen Jahrtausend sowohl an den Kinokassen als auch unter Kritikern weiterhin erfolgreich Eindruck. Bradley Cooper und Jennifer Lawrence stehen im Mittelpunkt dieses romantischen Dramas, doch als Vater des frisch aus einer psychiatrischen Klinik entlassenen Pat Jr. fiel der Altstar ähnlich positiv auf: Genau wie seine Filmfrau Jackie Weaver und die beiden Leads wurde er für einen Darsteller-Oscar nominiert. Am Ende nahm lediglich Lawrence eine der begehrten Trophäen entgegen, allerdings vermittelt auch sein abergläubischer Pat Sr. schon mit wenig Mimik viel Emotion – typisch De Niro eben.
10. Good Fellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia
Als Jimmy Conway unter der Regie von Martin Scorsese (1990)
Für viele Filmfreunde ist „Good Fellas“ nicht weniger als der beste Gangsterstreifen aller Zeiten. Auf wahren Begebenheiten beruhend folgen Zuschauer dem Mafia-Aufsteiger Henry Hill (Ray Liotta) auf die verbrecherische Karriereleiter, die ihm insbesondere von Jimmy Conway aufgestellt wird. Hills halb-irischer Mentor vereint alle Eigenschaften, die man einem durch Robert De Niro dargestellten Mobster erwartet – seine Bandbreite reicht von väterlicher Fürsorge über kaum verschleierte Drohungen bis hin zur unmittelbaren Gewalt. Der einmal mehr auf die akkurate Darstellung seiner Figur versessene De Niro telefonierte während der Dreharbeiten häufig mit dem inhaftierten Henry Hill und traf auch den echten Jimmy (eigentlich James Burke) hinter Gittern!
11. Midnight Run – Fünf Tage bis Mitternacht (1988)
12. Hexenkessel (1973)
13. Wie ein wilder Stier (1980)
14. Jackie Brown (1997)
15. Es war einmal in Amerika (1984)
16. Zeit des Erwachens (1990)
17. Sleepers (1997)
18. The King Of Comedy (1982)
19. Backdraft – Männer, die durchs Feuer gehen (1991)
20. Meine Braut, ihr Vater und ich (2000)
Zugegeben: Die größte Herausforderung beim Erstellen dieser Liste bestand darin, nicht einfach einen Martin-Scorsese-Film nach dem nächsten zu nennen. Cineasten wissen die unfassbar ertragreiche, inzwischen neun sehenswerte Streifen umfassende Kooperation der beiden Hollywood-Legenden nachweislich zu schätzen – allerdings überzeugte Robert De Niro auch unter anderer Leitung immer wieder erfolgreich. Danke dafür!
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Dominik Sirotzki
Dominik ist begeisterter Blogger in den Bereichen Filme, Serien, Musik und Videospiele, der sein breites Wissen und seine Leidenschaft für die vielfältigen Aspekte der Popkultur mit Begeisterung teilt.
E-Mail: dominik.sirotzki@popkultur.de
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